Melanie Mittermeier, eine super tolle Frau und Autorin vom Liebe.Leben.Blog, hat mich mit ihrem Artikel „Sex – Spaß oder Pflicht“ inspiriert dieses Thema aufzugreifen und noch einen Schritt weiter zu gehen. Sie schreibt dort über ein Erlebnis, wo sich sicher sehr viele Frauen wieder finden.

Die Situation: Du bist völlig geschafft, freust dich nur noch ins Bett zu fallen, und dann kommt dein Partner, und will noch Sex haben. Du fühlst dich auf eine Art bedrängt und verpflichtet, in der Zwickmühle quasi.  Melanie z.B. hat gerechnet, wann sie das letzte Mal Sex mit ihrem Mann hatte und festgestellt, dass das schon länger her war. Und so fühlte sie sich irgendwie verpflichtet, obwohl sie keine Lust hatte und ließ sich darauf ein. Hinterher hat sie sich geärgert und beschlossen, das nicht mehr zu tun. Sie hat mit ihrem Mann darüber gesprochen, und der gab ihr die Rückmeldung, dass er das auch gespürt hat.

 

Stellt sich also die Frage, wer hat etwas davon, wenn Frauen das tun?

Die Frau fühlt sich schlecht und unwohl hinterher, verurteilt sich womöglich noch dafür weil sie mal wieder nachgegeben hat. Und der Mann ist auch nicht wirklich glücklich. Er spürt dieses unterschwellige Gefühl, dass die Frau nicht aus vollem und offenem Herzen heraus dabei ist.

Dieses Spiel kann man eine ganze Zeit treiben, doch es hinterlässt seine Spuren.

Zum einen fühlen wir uns schlecht danach, zum anderen speichert sich das auch gerne im Körper ab. Es sind Verletzungen gegen uns selbst. Und wenn wir das immer wieder tun, fängt ein gewisser Automatismus an zu laufen und wir nehmen eine automatische Abwehrhaltung ein, sobald der Partner Sex will. Und das, obwohl du ihn doch liebst. Es scheint ein Teufelskreis zu sein.

 

Von Frauen bekomme ich immer wieder zu hören:

  • ich kann ja nicht immer nein sagen
  • ich fühle mich verpflichtet
  • ist ja nicht so schlimm
  • sonst geht mein Mann wo anders hin und holt es sich dort
  • ich habe ein schlechtes Gewissen, also lass ich mich halt drauf ein
  • das gehört halt dazu
  • muss ich halt hinhalten
  • es ist mal wieder so weit, heute kann ich mich nicht drum drücken
  • usw.

 

Ich frage mich, wo kommt diese Haltung her? Hier ein paar Gründe dafür.

Oft ist es so, dass einfach die Bedürfnisse der Frau nicht befriedigt werden, weil die Frau sie nicht kommuniziert oder gar nicht weiß was sie braucht. Dadurch ist es nicht befriedigend und sie verschließt und verweigert sich immer mehr.

Manchmal ist alles zu viel und man hat tatsächlich keine Lust oder will einfach nur seine Ruhe. Verständlich. Da gibt es nichts zu wollen.

Dann gibt es noch die Machtspielchen, der Mann tut nicht was die Frau will und sie übt so ihre Macht aus, indem sie sie ihn auflaufen lässt.

Und dann ist da noch dieser Aspekt, dass Frauen oft nicht schauen, dass ihr eigenes Feuer brennt, bzw. sie ihr Wasser am kochen halten, und deshalb keine Lust haben. Siehe auch „Was hat Lust mit einem Topf Wasser zu tun“.

 

Was schwierig ist und zu einem Teufelskreis werden kann, ist dieser Automatismus, der irgendwann abläuft. Der Mann will Sex zu einer Zeit/Gelegenheit/einem Moment, wo es der Frau überhaupt nicht danach ist. Die Folge ist entweder ein „na dann halt ich halt hin, ist ja hoffentlich schnell vorbei“ oder eine mehr oder weniger barsche Abwehrreaktion und danach dicke Luft. Es wird zu einem negativen, abwehrenden Reflex.

 

Was ich mich immer wieder frage ist, was wäre, wenn Frauen in dieser Situation sagen/denken/fühlen würden:

 

„Oh, mein Partner will Sex mit mir – er liebt mich – er liebt mich immer noch – er findet mich immer noch attraktiv – er begehrt mich so sehr, er will Sex mit mir“.

Und dann aus diesem Gefühl heraus einen Moment inne halten, spüren und fühlen und sich fragen:

Was will ich jetzt wirklich?

Wozu bin ich bereit?

 

Wieso kommen uns diese Gedanken nicht in den Sinn? Sondern nur Pflichtgefühl, schlechtes Gewissen und mal wieder ran müssen usw..

Klar gibt es Männer die vögeln alles was bei 3 nicht auf den Bäumen ist wie man so schön sagt und der Rest ist ihnen egal. Doch von denen ist hier nicht die Rede.

 

Bedenkt man nun, dass die sexuelle Energie beim Mann von unten nach oben steigt, würde ich mal sagen: Sex mit seiner Partnerin ist für einen Mann nicht nur reine Triebbefriedigung wie ihnen ja oft unterstellt wird (und was sicher auch bei vielen der Fall ist, doch auch von denen rede ich hier nicht),  sondern eine Liebeserklärung.

Eine Liebeserklärung im Sinne von ich mag dich, ich mag dich spüren,

ich mag Sex mit dir haben, ich mag mich mit dir verbinden,

ich mag Nähe zu dir herstellen,

Nähe mit dir leben, ich begehre dich usw..

 

 

Wie wäre es also, wenn wir Frauen uns wieder selbst ermächtigen?

Weg von „ich muss hinhalten, es über mich ergehen lassen“

hin zu „ich habe Freude und Lust daran und ich entscheide selbst“

 

Es ist Zeit, wir können aufhören mit diesem alten, überholten Verhalten. Es tut uns nicht gut, weder körperlich, noch seelisch, noch sonst wie.

Doch wenn wir aufhören damit bedeutet das auch, dass wir uns selbst ermächtigen, das wir selbst wieder die Macht zu uns zurück nehmen, das wir selbst mächtig sind, und dass wir die Verantwortung für unsere Lust und unsere Sexualität haben.

Dann ist Schluss mit sich hinlegen und den Mann machen lassen, weil man selbst keine Ahnung hat und/oder es nur eine Pflicht ist.

 

Das nächste Mal wenn die Situation auftaucht könntest du sagen:

„Schatz, ich finde das wundervoll dass du Sex mit mir willst, doch mir ist gerade überhaupt nicht danach.“

Vielleicht fügst du auch noch hinzu wonach dir ist, z.B.

„Schatz, ich finde es wundervoll dass du mich begehrst und Sex mit mir willst, mir ist gerade mehr nach kuscheln, oder reden, oder einfach nur in Arm genommen zu  werden“.

 

Und an dieser Stelle ein heißer Tipp an alle Männer:

Wenn SIE das sagt und du dem zustimmst, halte dich auch daran. Nimm es nicht als Möglichkeit sie doch noch herum zu bekommen. Das gibt ganz viele Minuspunkte und ein großes Eigentor. Denn dann wird sie dir in dieser Hinsicht nicht mehr vertrauen und IMMER abwehren. Wenn es dich erregt und du es nicht mehr aushalten kannst, befriedige dich selbst.

Wenn deine Partnerin erlebt, dass du ihre Wünsche respektierst und du nicht nur etwas tust, um sie herum zu bekommen, wird sie es dir danken, indem sie sich immer mehr öffnet. Mehr dazu kannst du bei „Der Mann ist zu schnell – die Frau zu langsam …“ lesen.

 

canstockphoto3147156-01Eine wundervolle Möglichkeit den Fluss der Liebe anzuzapfen und am Laufen zu halten, ist folgende Übung:

 

Umarmt und küsst euch mind. 1Mal pro Tag für 10 Sekunden im Stehen.

Ideal als Begrüßung nach einem Arbeitstag.

Also nicht nur der übliche flüchtige Kuss auf die Wange oder den Mund, sondern ganz bewusst absichtslos umarmen und küssen und auf 10 zählen. Am Anfang macht das tatsächlich noch Sinn, bis ihr ein Gefühl bekommt, wie lange 10 Sekunden küsseDen und umarmen dauert.

Ihr könnte es zu einem kleinen Ritual machen. Z.B. als Zeichen jetzt ist Feierabend.

 

Denn wenn wir uns nicht mehr berühren, was berührt uns dann noch in einer Beziehung?

Ich bin gespannt was deine Erfahrungen sind und freue mich auf deinen Kommentar.

 

Freude bewegt die Welt.

Ich wünsche dir und euch eine lustvolle Zeit.

 

Ute

PS: Wenn du nichts mehr verpassen willst, dann trage dich unten ein in den Lust-Letter und erhalte gratis Wissenswertes, Praktisches und Provokantes zur weiblichen Sexualität.

 

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